Fass dich, und dann kurz: Was tun, wenn die Redezeit gekürzt wird?

Fass dich, und dann kurz:

Was tun, wenn die Redezeit gekürzt wird?

Jeder, der mehr oder weniger regelmäßig vor anderen redet, wird mehr oder weniger regelmäßig gebeten, sich kurz zu fassen. Wie man die richtigen Prioritäten setzt, wenn mal wieder die Redezeit gekürzt wird, verrät Kommunikationstrainer René Borbonus.

Du hast den ganzen Nachmittag auf deinen Auftritt bei der Konferenz gewartet. Einen langweiligen Redner nach dem anderen hast du erduldet, einen sinnfreien Programmpunkt nach dem anderen durchgestanden. Nach dem achten Kaffee hast du sogar den Anblick des Mittagessens verdaut (genauso wie die ungenießbaren Tischgespräche). Und dann bist du endlich dran. Gerade kramst du unter einem Anflug von Panik nach den Stichpunktzetteln, da packt dich der Organisator am Arm: „Wir hängen im Zeitplan. Bitte nur 15 statt 30 Minuten. Ernsthaft, nach 15 drehen wir das Mikro ab. Schöne Krawatte, übrigens!“

Das hattest du dir anders vorgestellt? Geschenkt. Was immer du jetzt tust, denk dran: Deine Zuhörer haben sich das auch nicht ausgesucht. Deren Erwartungshaltung ist immer noch die gleiche. Es gibt keinen Artenschutz für Zeitkastrierte. Da musst du jetzt durch. Fass dich, und dann kurz.

Die meisten Business-Redner, denen ihre Präsentation gekürzt wird, wählen in dieser Situation folgende, oft erprobte, aber nie bewährte Strategie: Erst mal beim Publikum entschuldigen, dass nicht genug Zeit ist um alles zu sagen, was du sagen willst. Dann alles rausschmeißen, was Zeit kostet: Geschichten, Beispiele, Fallstudien und das ganze Gedöns. Nur noch die Fakten, am besten in einem Stakkato von Substantivierungen. Schlagworte reichen, funktioniert in der Werbung doch auch. Unbedingt schneller sprechen als sonst, um jeden Punkt wenigstens anzureißen. Wieder entschuldigen. Schwitzen. Notfalls einfach gleich dazu übergehen, den Stichpunktzettel vorzulesen. Hyperventilieren. Mehr schwitzen. Zum Schluss noch mal entschuldigen und dann mit genervtem Blick und hängenden Schultern von der Bühne gehen.

Wie gesagt: oft erprobt, nie bewährt. Die Zuhörer nehmen aus so einer Präsentation natürlich gar nichts mit. Und im Gegensatz zu dir sind sie nicht vom Veranstalter genervt, sondern von dir.

Es gibt einen besseren Weg:

Priorisieren statt transpirieren. Im Idealfall stellst du dich schon bei deiner Vorbereitung auf den folgenden Plan B ein, damit du im Fall der Fälle gewappnet bist. Du kannst ihn aber auch komplett live vor Ort durchziehen, wenn es darauf ankommt:

1. Sortiere deine Gliederungspunkte in Reihenfolge ihrer Priorität. Nicht zögern, entscheiden – schlimmer kann’s nicht mehr werden.

2. Streiche die untere Hälfte dieser Liste (oder wie viel auch immer gemäß Zeitvorgabe nötig) und denk nicht mehr daran. Scheiden tut weh, aber muss ja.

3. Verliere kein Wort darüber, dass du dir die Zeit gekürt wurde. Nicht am Anfang, nicht zwischendurch und auch nicht am Ende. Keiner mag Nörgler.

4. Sprich langsam – jetzt erst recht. Du magst in einem Zeittunnel stecken, die Leute auf den Stühlen aber nicht. Du hast gestrichen. Du hast Zeit.

5. Lass keine einzige Geschichte, kein einziges Beispiel und keine einzige Fallstudie weg, solange sie zu den Punkten gehört, die du nicht gestrichen hast.

6. Mach pünktlich Schluss und geh gelassen von der Bühne, als hättest du deine beste Präsentation aller Zeiten gehalten. Und vielleicht stimmt das sogar.

7. Verteile oder versende im Anschluss ein Handout mit den wichtigsten Infos zu allen Teilen der Präsentation. Nichts war umsonst!

Wenn dir also das nächste Mal die Zeit gekürzt wird, sei am besten vorbereitet – und nimm es gelassen. Bei jeder Präsentation schmeißt nebenan einer den Schlagbohrer an, fällt der Beamer aus, klingelt ein Telefon oder fängt in der ersten Reihe einer an zu schnarchen. Irgendwas ist immer. Eine Zeitkürzung ist nicht das Schlimmste, was passieren kann. Der beste Redner ist der, der das Beste draus macht.

Quellen:
Bilder: © Getty Images, kieferpix, © apriori Werbeagentur

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