Der entstörte Mensch

Empfehlens-Wert:
Der entstörte Mensch von Petra Bock

Wie wir uns und die Welt verändern

Sind Sie schon im 21. Jahrhundert angekommen? Eine spannende Frage – vor allem, wenn man sie nicht auf den Stand des eigenen Smartphones und Home-Entertainmentsystems bezieht, sondern auf sich selbst und das, was uns als Menschen ausmacht. Nichts weniger ist der Horizont, den Petra Bock in diesem Buch aufmacht. Das kann und das tut sie angesichts ihres Hintergrunds als Politikwissenschaftlerin mit spezieller Kenntnis von Transformationsprozessen in größeren Zusammenhängen ausgesprochen glaubwürdig.

Dieser Themenaufriss mag sich erst einmal sehr grundsätzlich anhören, betrifft bei näherer Betrachtung aber jeden von uns auf sehr persönliche Art – und das ist der Fokus, den Petra Bock in ihrer Eigenschaft als Executive Coach und Managementberaterin auf das breite, aber umso mutiger und prägnanter zugespitzte Gesellschaftsthema anlegt. Das verspricht spannend zu werden.

Und das wird es auch. Petra Bock gründet ihre Überlegungen auf der Ausgangsthese, dass wir zwar technologisch, nicht aber als Menschen im 21. Jahrhundert angekommen sind. Mit all dem Fortschritt haben wir uns selbst Herausforderungen auferlegt, in die wir nun dringend hineinwachsen müssen. Denn noch, das wird sehr schnell deutlich, sind wir das nicht. Unser Denken stammt aus einer Epoche, die gerade zu Ende geht – und es wird uns in Zukunft nicht mehr weiterbringen. Dass wir so oft unter kognitiven Dissonanzen leiden und so oft überfordert sind, ist demzufolge kein Wunder: uns fehlt das mentale Rüstzeug für die Verhältnisse, in denen wir leben. Laut Petra Bock brauchen wir einen „humanistic turn, eine Wende zum Menschen hin und über ihn hinaus“. Nur so können wir in die Welt hineinwachsen und der Zukunft Herr werden, die wir selbst geschaffen haben.

Unter den vielen Facetten dieser Theorie, die Petra Bock beleuchtet, gefällt mir besonders ihr scharfsinniger Blick auf unseren Umgang miteinander, genauer gesagt: Die Rolle der Kommunikation bei unserer weiteren Entwicklung. „Wir sollten nicht nur eine Technik-, sondern auch eine Denk- und Kommunikationsfolgenabschätzung betreiben“, schreibt sie, und dem kann ich nur zustimmen: Keine der Herausforderungen, die dieses Buch so eloquent darlegt, werden wir allein bewältigen können. Sehr wohl aber sollte jeder von uns bei sich selbst den Anfang machen. Nur wer Klarheit über seine Überzeugungen hat, kann andere überzeugen. Nur wer mit sich selbst im Reinen ist, kann mithelfen, die Menschheit kollektiv zu entstören.

Mit diesem Begriff aus dem Titel ist Petra Bocks Lösungsvorschlag benannt: Entstörung ist ihr Programm für einen Menschentypus und eine Gesellschaft, die die Geister in den Griff bekommen, kontrollieren und gestaltend einsetzen kann, die sie selbst gerufen hat – die guten und die bösen. Das heißt, und hier gebe ich nur schlaglichtartig einige Ansatzpunkte wieder: Wir müssen aufhören, uns selbst zu stören bzw. sabotieren, müssen weg von unserem angstgesteuerten Stressverhalten, alte Hierarchiemuster wie Macht und Unterordnung überwinden, uns zwischen den Extremen Schwäche und Aggression einpegeln. Sonst sehen wir irgendwann keinen Stich mehr in einer immer weiter beschleunigenden Welt, in der wir immer unter Stress stehen, in der es Grund gibt Angst zu haben, und in der es doch mehr als je zuvor weitergehen muss.

Was nach der Entstörung übrig bliebe, wäre eine „lebensfreundliche Vernunft“. Besser kann man kaum in Worte fassen, was ich mir angesichts der Lage in vielen Problemfeldern und Debatten instinktiv, aber auch professionell wünsche. Wenn jeder für sich selbst zu diesem entstörten Zustand fände, könnten wir uns kollektiv darauf verständigen. Dann wären unserem Veränderungspotenzial als Individuen und als Gesellschaft tatsächlich kaum Grenzen gesetzt. Doch bevor wir kommunizieren können, brauchen wir Klarheit. Die Entstörung unseres Denkens ist ein neuartiger, spannender, umfassender Weg dahin.

All den starken Thesen und Denkansätzen zu diesem unendlich bedeutsamen Thema ist noch ein weiteres Argument für das Buch hinzuzufügen. Gerade bei einem so anspruchsvollen, wissenschaftsnahen Ansatz ist es keine Selbstverständlichkeit: Petra Bock pflegt einen wunderbaren Umgang mit Sprache. Ihre Ausführungen sind nicht nur bestechend kompetent, treffsicher und anregend; sie sind auch wundervoll persönlich, emotional und mitreißend erzählt. Wenn Sie über Ihren Platz in der Welt nachdenken und überlegen, wie Sie die nächsten Jahre und Jahrzehnte nicht nur unbeschadet erleben, sondern auf Ihre eigene Weise mitgestalten und dabei mit sich ins Reine kommen können: Dieses Buch wird Ihnen nicht nur guttun, sondern eine echte Hilfe sein.

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